Der Estrich

 

Das ist ja eine Wissenschaft für sich. Hört sich eigentlich simpel an: Installation rein, Dämmung rein, Folie rein, Heizung drauf und Fußboden drüber. Nee, da gibt es Unterschiede.

 

Eine (häufiger verwendete) Variante ist der Anhydritestrich. Vereinfacht gesagt auf Gipsgrundlage. Kommt flüssig geliefert an, wird verteilt und bindet dann ab. Vorteil ist der etwas günstigere Preis und geringeres Schwinden sowie gute Umhüllung der Heizrohre, Nachteile sind die etwas weichere Oberfläche und die fehlende Dauerfeuchtigkeitsbeständigkeit.

 

Die andere Variante ist der Zementestrich. Wird vor Ort angemischt (etwa erdfeucht) und dann manuell verteilt. Vorteile sind die größere Härte und die Feuchtigkeitsbeständigkeit. Nachteile sind der etwas höhere Preis, die Heizrohre werden nicht ganz so gut umschlossen (weil er nicht so flüssig eingebracht wird) und stärkeres Schwinden.

 

Okay, was interessiert mich die Feuchtigkeitsbeständigkeit? Ich will ja kein Schwimmbad einrichten! Ja, im Normalfall ist das wirklich egal. Nur im Fall einer länger andauernden Belastung (z.B. durch ein ganz kleines Leck an einer versteckten Stelle) hat Zementestrich den Vorteil, nicht zu schimmeln. In solchen Fällen muss der Anhydritestrich unter Umständen großflächig raus.

 

Es gibt noch einen lustigen Effekt beim Estrich. Und zwar beim Zementestrich deutlich stärker. Er "schüsselt". Was das ist? Vereinfacht erklärt ist das ein Effekt, der auftritt, wenn große dünne Betonplatten einseitig trocknen. Der Estrich wird mit Wasser angemischt. Das Wasser wird beim Abbinden chemisch "verbraucht", also eingebunden. Für die Verarbeitung muss man jedoch viel mehr Wasser hinzugeben, als "verbraucht" wird. Der Rest muss abtrocknen. Das kann der Estrich aber nur von oben nach unten, darunter ist ja die dichte Folie. Und dabei schwindet er, er zieht sich zusammen. Das ist ganz wenig, ein paar Zehntel Millimeter pro Meter. Aber das genügt, damit sich die Ränder anheben, also eine große Schüssel bilden. Das hängt ganz stark von der Zusammensetzung, den Zuschlagsstoffen, der Verarbeitung und der Trocknung ab. Das soll es schon im Zentimeterbereich gegeben haben. Aber wenn alles glatt läuft, sind es nur wenige Millimeter, die sich im Verlauf der weiteren Trocknung größtenteils zurückbilden. Wenn alles klappt. Da aber insbesondere ein mit Fliesen beklebter Boden nur sehr langsam weitertrocknet, kann das dauern. Üblich ist, dass etwa ein Jahr nach Einzug die Silikonfugen zwischen Wänden und Boden um 1 - 2 mm aufgerissen sind und nachverfugt werden müssen. Viele Firmen haben das schon im Vertrag.